Besuch der Samurai-Ausstellung in der Hypo-Kunsthalle

Besuch der Kinder & Jugendlichen

Besuch der Kinder & Jugendlichen

Nicht alle Jahre gibt es eine Samurai-Ausstellung in München und so nutzen etliche Aikidoka des TSV München-Großhadern – 20 Erwachsene und einmal 14 Kinder und Jugendliche (gefördert von der OhDoKwan Stiftung) - die Möglichkeit, einmalige Exponate in der Hypo Kunsthalle zu besichtigen. Das Besondere; Die Erwachsenen führte Ōtsuka Ryūnosuke, Meister der Samurai-Kampfkünste, aus München durch die Ausstellung. Er heißt mit bürgerlichen Namen Markus Lösch und ist 7. Sōke der Hokushin Ittō-Ryū Hyōhō. Mit 18 Jahren ging er nach Japan, um die Samuraikünste zu erlernen. Dort wurde er Privatschüler des 6. Sōke dieser Schule, Ōtsuka Yōichirō Taira no Masanori. Dieser nahm ihn später als Ziehsohn an und ernannte ihn im März 2016 zu seinem Nachfolger als 7. Sōke. Damit übertrug er ihm die gesamte Leitung der Schule. Ōtsuka Ryūnosuke wurde durch diese Ernennung als erstem Nicht-Japaner die Ehre zu Teil zum Oberhaupt einer traditionellen Koryū ernannt zu werden.

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Blaue Augen, blonde Haare, eine hochgewachsene Gestalt. Äußerlich wirkt Ōtsuka Ryūnosuke nicht gerade wie ein japanischer Samurai. Doch wer seinen Ausführungen zu der Ausstellung „Samurai“ folgte, war am Schluss überzeugt, es hier mit einem wahren Experten zu tun zu haben. Neben der Entwicklung der Samurai und deren Stellung ging Ōtsuka Ryūnosuke vor allem auch auf die Exponate ein. Während bei europäischen Rüstungen der Schutz beziehungsweise die Panzerung im Vordergrund standen, waren bei japanischen Rüstungen die Beweglichkeit, die Kunstfertigkeit der Ausführung und auch die Psychologie wichtig. Einen „Rund-um-Schutz“ gab es nicht. Der Brustpanzer war zum Teil aus Eisenteilen gefertigt, die mit Seidenschnüren verbunden waren. Nachdem Japan nicht so hochwertiges Eisen wie die Europäer hatten, machten die Rüstungsbauer aus der Not eine´Tugend. Die eisernen Oberflächen wurden verziert und der Witterung ausgesetzt. Ein Rostüberzug legte sich als Schutzschicht darüber. Wert legten die Samurai und ihre Schmiede auch auf die Anfertigung des Helms. Dieser konnte verschiedenste Formen annehmen – von einem Helm nach Art der Portugiesen über einen dezenten, leicht gewellten „Ausgeh“-Helm für offizielle Anlässe bis hin zum klassischen Samurai-Helm mit den kuriosesten Verzierungen. Hasenohren, eine Windmühle oder gar ein buddhistisches Symbol konnten ganz nach Mode und Geschmack aufgenommen werden. Zum Helm gehörte auch eine Gesichtsmaske (Mempo), die schnell abgenommen werden konnte. Gab es eine Verletzung an der Halsschlagader, so war dies lebensentscheidend. Die Maske sollte natürlich furchteinflößend – am besten wie ein Berggeist (Tengu) aussehen, um den Gegner zu erschrecken und seine eigenen Gesichtszüge zu verdecken.

Welchen Aikidoka interessieren nicht die Waffen der Samurai? Ein langes (Daito) und ein kurzes Schwert (Wakizashi) sowie ein Messer (Tanto) gehörten zur Grundausrüstung. Daito und Wakisashi waren zusammen ein Daisho. Es war ein Privileg der Samurai, Katana und Wakizashi seit dem 16. Jahrhundert als Paar (Daisho „Groß und Klein“) zusammen im Gürtel zu tragen. Weitere Details hatte Ōtsuka Ryūnosuke zu genüge parat: Das Langschwert der Reiter (Tachi) war stärker gebogen als das Langschwert der Fußkämpfer (Katana). Der Langbogen gehörte dazu und war eine Waffe der berittenen Samurai. Er war deshalb asymmetrisch und nach unten kürzer.

In der Edo-Zeit oder Tokukawa-Ära (1603 bis 1868) mussten die Daimyō (Fürsten) die Hälfte des Jahres in der neuen Hauptstadt Edo verbringen, und ihre Familien durften Edo überhaupt nicht verlassen. Diese Praxis, das so genannte sankin kōtai, war Gesetz und blieb bis 1862 in Kraft. Die doppelte Hofhaltung verschlang gewaltige Geldmittel, die die Daimyō somit nicht zur Finanzierung eines möglichen Aufstands nutzen konnten. Zudem dienten die Familien der Daimyos als Geiseln für das Wohlverhalten der Fürsten.

Für viele überraschend! Auch Frauen waren Samurai, die weitgehende Rechte im alten Japan hatten. Ihre Haupt-Waffe war eine Art Schwertlanze (Naginata), mit der sie Haus und Hof energisch verteidigen konnten. Die Rechte der Frauen wurden erst beschnitten, als sich Japan nach dieser Zeit am Westen orientierte. Heiratete eine Japanerin einen Ausländer, so verfiel deren Recht Japanerin zu sein.

Bodo-Klaus Eidmann

Hier ein dazu passendes Video von arte:


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