von Bodo-Klaus Eidmann
Ukemi- / Fallschullehrgang begeistert
Aikidoka und Karateka beim TSV München-Großhadern
Ein sicherer Fall ist nicht nur Technik, sondern Ausdruck von Vertrauen, Präsenz und Körperbewusstsein. Genau darum drehte sich der offene Ukemi- / Fallschullehrgang, den der TSV München-Großhadern zusammen mit dem Fachverband für Aikido in Bayern (FAB) in der Siegi-Sterr-Hall an der Heiglhofstraße 25 in Großhadern am 15. November 2025 ausrichtete. Rund 35 Budoka - Aikidoka verschiedener Stilrichtungen, vorwiegend Tendoryu, aber auch andere Richtungen, aus ganz Bayern sowie mehrere Karateka aus München folgten der Einladung, um ihre Fallschule zu verbessern - und fanden sich in einem energiegeladenen, lebendigen und zugleich konzentrierten Lehrgang wieder.
Angst verlieren, Vertrauen gewinnen
Gleich zu Beginn nahm Bodo-Klaus Eidmann (4. Dan / TSV München-Großhadern) die Teilnehmenden mit auf den Weg, die oft unterschätzte Angst vor dem Fallen abzubauen. “Fallen lernt man am Boden”, betonte er, und genau dort setzte er an: langsam, aufmerksam und Schritt für Schritt. Auf dem Rücken rollend, vorwärts und rückwärts gleitend, wuchsen die Bewegungen organisch aus dem Kontakt zum Boden heraus. Die Stimmung war von Beginn an ausgesprochen gut - eine Mischung aus Neugier, Respekt und einem angenehm gelösten Miteinander, das gerade Anfänger spürbar stärkte.
Angriff aufnehmen, ausweichen, weiterführen
Im Anschluss entwickelte Gudrun Bratu (4. Dan / TSV München-Großhadern) das Thema weiter. Ihr Schwerpunkt lag auf dem Aufnehmen des Angriffs, das Ausweichen und dem aus der Balance bringen des Partners. Mit ruhiger Präzision zeigte sie, wie Kontakt entsteht, wie sich Bewegungen verbinden und wie entscheidend es ist, bereits im ersten Moment des Treffens präsent zu sein. Viele der Teilnehmenden beschrieben später genau diesen Abschnitt als “Aha-Moment” des Tages, weil die Verbindung zwischen Technik und Ukemi körperlich spürbar wurde.
Tobi-Ukemi: Der freie Fall als Königsdisziplin
Den dynamischen Höhepunkt setzte Christian Ruess (3. Dan / FTM München-Sendling) mit dem Tobi-Ukemi, dem freien Fall. Für Einsteiger lagen Weichbodenmatten bereit, die halfen, Vertrauen in den Bewegungsfluss zu entwickeln. Die Fortgeschrittenen wechselten hingegen auf das normale Tatami, wo Timing, Mut und Präzision zusammenfinden müssen. Ob von kniender Position oder aus dynamischen Partnerbewegungen - der freie Fall zeigte eindrucksvoll, wie sehr Ukemi eine aktive, kraftvolle Kompetenz ist und nicht bloß ein Reagieren auf Technik.
Mehr als fallen: Energie aufnehmen und weiterführen
Der rote Faden des Lehrgangs zog sich klar durch alle Einheiten: Beim Ukemi geht es nicht darum, spektakulär zu fallen oder zu “stürzen”. Es geht um Schutz, um Wahrnehmung, um das Folgen – und darum, die Energie des Falls so aufzunehmen, dass man sich geschmeidig wieder aufrichten und weiter angreifen kann. Nicht liegen bleiben, sondern in der Bewegung bleiben: Diese Haltung prägte den gesamten Tag und war für viele Teilnehmende der wertvollste Erkenntnisgewinn.
Ein Lehrgang, der nachhallt
Der Ukemi-Lehrgang beim TSV München-Großhadern zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig und kraftvoll die Fallschule im Aikido ist - technisch, mental und körperlich. Die Mischung der Teilnehmer aus verschiedenen Budo-Disziplinen verlieh dem Tag eine besondere Offenheit. Mit vielen neuen Impulsen, gestärktem Vertrauen und einer spürbaren Begeisterung für sauberes, sicheres Fallen gingen die Teilnehmenden am Ende nach Hause. Und schon jetzt freuen sich viele auf die nächste Gelegenheit, gemeinsam zu rollen, zu fallen - und vor allem wieder aufzustehen.
Impressionen vom Ukemi-Lehrgang der Abteilung Aikido bei TSV München-Großhadern. Fotos: Christiane Weber und Klaus-Bodo Eidmann