Unsere Trainerin Gudrun war voriges Wochenende auf einem Lehrgang im Sei Jin Kan in Schopfheim, Marco meinte, es sei Zeit auch einmal eine Frau einzuladen.

Kurz darauf haben wir ihr ein paar Fragen hierzu gestellt:

Hast du dich anders vorbereitet als auf ein normales Training?

Die Herausforderung ist immer sich ein Thema vorzunehmen, es zu verfolgen und trotzdem flexibel zu bleiben. Manchmal kommt man dann ganz woanders raus als man zunächst plante. Das ist spannend und entspricht gewissermaßen dem Prinzip im Aikido, gemäß den Umständen zu handeln und nicht nur seine eigenen Vorstellungen durchsetzen zu wollen. Die Situation war also ähnlich wie bei uns im Training, auch in der Zusammensetzung der Gruppe. Es haben Fortgeschrittene, Anfänger, einige Jugendliche mitgemacht und jeder brauchte etwas anderes. Wir haben aber sehr viel mehr Zeit miteinander verbracht, insgesamt sieben Stunden auf der Matte an zwei Tagen. Das ist auf jeden Fall um einiges intensiver als im normalen Training, weil nicht so viele Überlagerungen aus dem Alltag dazwischen kommen. Auf Lehrgängen ist immer eine gesteigerte Konzentration zu spüren, wahrscheinlich bleibt deswegen dann oft mehr hängen.

Wurden deine Erwartungen erfüllt?

Ich hatte keine konkreten Erwartungen, wollte offen sein für alles was kommt.
Die Schopfheimer haben mich herzlich empfangen und Marcos Gastfreundschaft hat mich ziemlich überwältigt.
Was das Training anbelangt sind geeignete Rahmenbedingungen für mich Ruhe und Klarheit. Die sind bei uns in Großhadern nicht immer gegeben. Deshalb versuche ich dann als Trainerin diese Ruhe und Klarheit nach Möglichkeit auszustrahlen, um eine geeignete Atmosphäre fürs Training herzustellen. Insofern hatte ich es in Schopfheim sogar leichter als bei uns, denn die Voraussetzungen waren optimal, was sich auf die Teilnehmer aus den verschiedenen Dojos übertragen hat. Alle waren sehr aufmerksam und voll bei der Sache.
Interessant war für mich eine Erwartung, die einer der Teilnehmer an mich herantrug. Er bat mich Aikido aus weiblicher Sicht zu zeigen.

Macht es einen Unterschied ob ein Trainer ein Mann oder eine Frau ist?

Zumindest war es bis jetzt eher ungewöhnlich, dass auf einem Lehrgang eine Frau vorne steht. Ich glaube aber nicht, dass das Aikido was ich mache als besonders weibliches Aikido bezeichnet werden kann. Mir ist es vor allem wichtig ein klares, schnörkelloses, dynamisches Tendoryu Aikido zu zeigen.
Jeder einzelne bringt bestimmte Themen mit. Manche arbeiten daran ein größeres Selbstvertrauen zu entwickeln, andere versuchen ihre Körperkraft zu bändigen. Bestimmte Attribute werden eher als männlich, andere eher als weiblich gesehen. In Wirklichkeit schaut es oft ganz anders aus. Nicht jeder Mann ist durchsetzungsfähig und es gibt sehr mutige Frauen. Wir versuchen im Aikido durchlässig zu werden, damit wir spüren wo die Bewegung hingeht. Das können Männer genauso gut wie Frauen.

Würdest du es wieder tun?

Wenn ich wieder eingeladen werde, dann sehr gerne.
Marco meinte, dass er durch unsere Fraueninitiative zum 50. Jubiläum des Tendokan und zum Weltfrauentag daran erinnerte wurde, dass auch Frauen gutes Aikido machen. Ich fühle mich sehr geehrt, dass er mich eingeladen hat. Ich kenne viele Frauen, die tolles Aikido machen und bestimmt sind darunter auch einige, die den Tendoryu Spirit hervorragend vermitteln können.

https://tendoryuaikidointernationalwomenday.org/


Nimmst du etwas für das Training bei uns mit?

Marco hat mit seinen Leuten einen wunderbaren Ort geschaffen, um Tendoryu Aikido zu praktizieren. Da steckt sehr viel Herzblut darin. Sie haben mit großer Eigeninitiative ein richtiges Dojo aufgebaut. Das spürt man an der Atmosphäre dort.
Ich möchte gerne bei uns weiter daran arbeiten aus einer Übungshalle ein Dojo zu machen. Ob uns das gelingt, hängt in erster Linie von der Einstellung und dem Engagement von uns allen ab.
Mir ist auch das Ukeverhalten positiv aufgefallen. Da haben die Schopfheimer Trainer gute Arbeit geleistet. Ihre Leute gehen gut mit, blockieren die Technik nicht von vorne herein und versuchen in den Fluss zu kommen. Es geht immer um das Miteinander, darum sich gegenseitig in seiner Entwicklung zu unterstützen. Darauf möchte ich in Zukunft bei uns noch mehr wert legen als bisher schon, denn Aikido heißt - nicht kämpfen.

Hier ein kleines Video:


Comment